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Aus der Kleiderkammer wird der Veedelsschrank:Alte Kleidung in jungen Händen

Winter 2020/21 - selbst im tiefsten Lockdown wächst frisches Neues, auf einem nahrhaften Boden: Sülz und Kettenberg sind voller junger Familien, die sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind. Das zeigt sich in den vielfältigen Engagements für andere, die besonders in unseren Stadtteilen blühen: Corona-Nachbarschaftshilfe mit 300 Engagierten, Nachhaltigkeitsinitiativen, erfolgreiche Spendenaktionen nach Flohmärkten und für Wohltätigkeitsbasare …
Schlüsselübergabe Kleiderkammer
Datum:
6. März 2021
Von:
Hanno Sprissler

Ende 2020 wurde an das Seelsorgeteam die Idee herangetragen, eine Familienkleiderkammer zu eröffnen: Bedürftigen Familien soll sie Kinderkleidung zur Verfügung stellen, mit den Erlösen caritative Projekte fördern und möglichst auch noch Benachteiligten eine sinnvolle Beschäftigung bieten. Diesen Wunsch äußerte Niki Szabó, die bereits zusammen mit Anna Ballentin, einer ebenfalls sehr engagierten Frau, Kleiderspendenaktionen für afrikanische und südamerikanische Länder initiiert und durchgeführt hat. Nun möchten die beiden vor Ort ein neues Angebot für Bedürftige schaffen, zusammen mit zwei weiteren jungen Frauen, Johanna Tüntsch, Presbyterin aus der evangelischen Gemeinde, sowie Stephanie Docter. Niki Szabó selbst lebt mit ihren drei Söhnen im Alter von sechs bis 10 Jahren in Klettenberg. Die stolze und spürbar lebhafte Ungarin ist bestens vernetzt, zusammen mit ihrem Mann Olivér Szabó, der in der Nachhaltigkeitsszene Kölns selbstständig aktiv ist.

Was für eine passende Fügung!

Ebenfalls Ende 2020 bat Helga Michell, seit rund zehn Jahren die Leiterin der Kleiderkammer St. Bruno, die Leitung der caritativen Einrichtung abzugeben. Schon lange war sie auf der Suche nach einer Nachfolgerin und hoffte, dass durch neue junge Mitarbeiterinnen frischer Wind in die Räume unter der Kirche Einzug halten könnte. Seit dem Frühjahr 2020 – mit nur einer kurzen Unterbrechung zum Ende der Sommerferien - war die Kleiderkammer St. Bruno geschlossen. Die pandemiebedingten, gesundheitlichen Bedenken der im Durchschnitt 75 Jahre alten engagierten Frauen waren der Hauptgrund für diese Entscheidung. Sehr gut verständlich, denn die beengten, schlecht belüfteten Räumlichkeiten unter der Kirche erschweren die notwendigen Hygienemaßnahmen.

Beim ersten Treffen von Helga Michell und Niki Szabó sprang der Funke sofort über. Langjährige Erfahrung und frischer Tatendrang trafen aufeinander und ergänzten sich, es entstand Neues, Lebendiges … und zwar mit großer Strahlkraft und derart faszinierend, dass sich bereits im ersten Monat nach dem Start des Familienkleiderkammerprojekts 14 neue, junge Engagierte aus der Gemeinde meldeten und mitgestalten, und zwar mit einer erstaunlichen Energie:

Frühlingsluft im Veedelsschrank

Die Nutzer der im November neu eingerichteten „FC-Lebensmittelausgabe an St. Karl“ konnten sich noch vor Weihnachten mit Winterjacken und warmer Kleidung eindecken. Auf Bestellzetteln gaben sie ihre Wünsche an und erhielten ihre „Bestellung“ schon eine Woche später. Ganz Eilige konnten direkt einen Termin in der Kleiderkammer vereinbaren und sich vor Ort passende Stücke aussuchen. Auch Geflüchtete aus der Unterkunft an der Zülpicher Straße konnte Niki Szabó für die Mitarbeit begeistern: So einfach kann eine gelungene Integration sein! „Alte Schätzchen“, die schwer weitergegeben werden konnten und nicht in das neue Konzept des „Veedelsschranks“ - wie die neue Familienkleiderkammer zukünftig heißen wird - passen, sortierten die Engagierten aus und gaben sie z.B. an Hilfsorganisationen weiter, die Geflüchtete unterstützen, wie die Seebrücke oder - ganz ökumenisch - an die Diakonie Michaelshoven.

So wurde Platz in den Räumen geschaffen, damit insbesondere Kinderkleidung angenommen werden konnte. Doch der frei gewordene Stauraum war schnell wieder gefüllt, so dass bereits Anfang Februar keine weiteren Spenden mehr untergebracht werden konnten.

Schon träumt Niki Szabó weiter, von einem Sozialkaufhaus in Sülz. Das Konzept steht und die Gemeinde sucht bereits passende Räume und Finanzierungsmöglichkeiten. (Wenn Sie dazu Ideen oder Vorschläge haben, melden Sie sich gerne bei Niki Szabó, kleiderkammer@kirche-sk.de oder Diakon Hanno Sprissler, sprissler@kirche-sk.de.)

Ja, im tiefsten Lockdown wächst auch Frisches und Neues … und das Virus hat die dafür günstigen Voraussetzungen geschaffen.

Ein großer Dank an die engagierten Frauen der Kleiderkammer St. Bruno

Seit über elf Jahren engagiert sich Helga Michell in der Pfarrcaritas unserer Gemeinden, zehn davon als Leiterin der Kleiderkammer. Zum 31.Dezember 2020 hat sie die Leitung an Niki Szabó abgegeben.

Von den 17 Damen, die sich seit Jahren in der Kleiderkammer engagierten, haben einige beschlossen, die aktuellen Umbrüche zu nutzen, um den Platz für neue Freiwillige frei zu machen. Aus der Dienstags-Gruppe sind das: Renate Auweiler, Luba Biskupski und voraussichtlich auch Zivana Lelle. Aus der Donnerstags-Gruppe scheiden nach langem Engagement aus: Ingetrud Fuchs, Marianne Herweg und Maria Ludemann.