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Buchtipp:Ein ganzes Leben von Robert Seethaler

Seethaler Cover
Datum:
5. Nov. 2020
Von:
Charlotte Trepel

Diese Geschichte erzählt die Geschichte eines ganzen Lebens. Und wie das so ist bei Lebensgeschichten, wird auch Geschichte erzählt. Der österreichische Autor Robert Seethaler erzählt uns von Andreas Egger, einem Waisen, der in einem Tal in den Alpen lebt. Er baut mit an einer der ersten Bergbahnen und hilft so, mit der Elektrizität auch den Tourismus in sein Tal zu bringen. Er hat Kollegen beim Bau, in Kriegsgefangenschaft in Russland Kameraden und später, als Bergführer, auch Kunden – und er hat Marie. Die Liebe seines Lebens, die er jedoch wieder verlieren wird. Sie ist es, der er sich nahe fühlt, ein ganzes Leben lang. Die kurze Begegnung mit ihr reicht ihm, er selbst reicht sich. Er verachtet andere Menschen nicht, aber er sucht nicht ihre Nähe. Immer bleibt er auf Distanz. Nur ganz gelegentlich überfällt ihn eine Art Sehnsucht nach anderen, aber sie verwirrt ihn mehr, als dass sie ihn erfüllt. Und so bleibt er lieber für sich, im Dorf, in seinem Tal, in der Nähe der Menschen. Aber immer für sich alleine. Ohne Pomp und Pathos werden hier ganz zentrale Fragen verhandelt: Die nach Nähe und Distanz, nach Natur und deren Zerstörung, nach Wohlstand und Wohlergehen ohne Reichtümer. „Ein ganzes Leben“ kann von jedem anders gelesen werden, und ganz nebenbei liest man auch noch die Geschichte eines ganzen Jahrhunderts. JG

 

Bei Hanser als gebundenes Buch, ISBN-13: 978-3446246454, 17,90 €

Bei Goldmann als Taschenbuch, ISBN-13: 978-3442482917, 11,00 €