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„Das Wichtigste ist, liebevoll und konsequent zu sein.“:Kitaleiterin Gabi Lange geht

Nach vierzig Berufsjahren gibt Gabi Lange die Leitung der katholischen Kindertagesstätte St. Karl Borromäus ab und verabschiedet sich in den Ruhestand. Zeit für ein Gespräch.
Datum:
10. Okt. 2020
Von:
Julia Greipl

Gabi Lange steht schon im Flur der Kita Borromäus und begrüßt zum Gespräch. So, wie sie seit vierzig Jahren „ihre“ Kinder und deren (Groß-)Eltern beim Betreten der Kita persönlich begrüßt hat. Jeden einzeln! Und wenn sie das Gefühl hatte, jemand würde gerne mal ein bisschen reden – auch das. Immer ein offenes Ohr, für die Kinder und deren Familien. So beschreiben die Eltern der 80er Jahre und die aktuellen Eltern Gabi Lange.

Redaktion: Vierzig Jahre Kita-Leitung. Umbauten, Umzüge, neues Rollenverständnis – da glaubt man doch sicher, man hat alles gesehen. Und dann kommt Corona.

Gabi Lange: Das stimmt. Die Corona-Zeit war wirklich die Krönung. Unvergleichlich. Mir taten die Familien so leid! Diese Ungewissheit, man wusste ja nicht, wann es wie wieder losgehen würde. Und als dann die Kinder wiederkamen, das war so schön. Die strahlten, waren so lieb, und alle kamen so gerne!

Red.: All die anderen „Baustellen“, die Sie hatten, liefen anders.

Lange: Genau. Die Umbauphase 2014/2015 (es wurde aufgestockt und umgebaut, Anm. d. Red.) kann man mit Corona nicht vergleichen. Das waren ja freudige Ereignisse. Mit dem Architekten waren wir immer im Kontakt, wir konnten regelmäßig auf die Baustelle, und unsere Wünsche wurden aufgenommen. Und die Zeit in unserem Zwischenquartier war auch eine schöne Zeit. Wir waren ja mitten im Geschehen, mitten in Sülz. Und dass alle Gremien so mitgemacht haben, die Jugend, die Bibliothek, da kann man gar nicht genug danken. Aber als wir dann in unser neues altes Gebäude einzogen, das war der Hammer, so schön!

Red.: Eine andere Dauer-Baustelle sind ja auch die großen Veränderungen in der Verwaltung.

Lange: Verwaltung hat rapide zugenommen. Die Büroarbeit, die Personalführung. Ich bin in diese Verwaltungsarbeit reingewachsen und jetzt auch froh, dass Frau Engels (neue Verwaltungsleiterin im Seelsorgebereich, Anm. d. Red.) so viel unterstützt. Aber mir macht das auch Spaß, es interessiert mich und passt zu mir, weil ich strukturiert bin.

Red.: Und die Veränderungen in der Pädagogik?

Lange: Ach, ich weiß gar nicht, ob sich so viel verändert hat. Ich finde, das wichtigste ist, liebevoll und konsequent zu sein. Und das sind wir hier alle, das ist mir ganz wichtig. Liebevolle Konsequenz und klare Regeln, die wir auch durchhalten. Und diese Regeln brauchen wir den Kindern gar nicht zu erklären. Die gucken sie sich ab und verbessern sich auch untereinander. Und dann ist mir wichtig, jedes Kind, jeden Menschen, in seiner Persönlichkeit wahrzunehmen.

Red.: Ich habe mit, verzeihen Sie den Ausdruck, alten und neuen Eltern gesprochen. Die haben mir genau das erzählt.

Lange: Ja, das Allerallerwichtigste ist, den Menschen wahrzunehmen. Dasein, Zuhören, auch den Familien. Eltern sind doch auch oft fertig, haben Druck, Sorgen. Bis 9 Uhr stehe ich hier, jeden Morgen und begrüße jedes Kind, jede Oma, jeden Vater. Das ist mir ganz besonders wichtig: Jeder ist willkommen. Aber: Diese Wahrnehmung, die muss von innen kommen, das kann man nicht lernen. Nur dann kommt es auch rüber.

Gabi Lange

Red.: Die Rolle der Eltern hat sich ja auch sehr verändert.

Lange: Klar, früher haben wir mehr zusammengemacht. Viele erinnern sich noch an unsere super Sandkastenaktionen. Oder die Karnevalsfeiern. Die Elternabende, nach denen wir hinterher noch beim Bier zusammensaßen. Die Eltern sind immer noch genauso hilfsbereit, aber sie können sich einfach nicht mehr so regelmäßig einbringen. Die gegenseitige Wertschätzung, die ist immer noch da. Aber: Sülz-Klettenberg ist natürlich auch ein besonderer Stadtteil! Und das läuft richtig toll, die Zusammenarbeit mit den Schulen, der Polizei, der Juzi, dem Familienladen. Hier im Viertel kommt man wirklich zusammen, und das gefällt mir.

Red.: Ist den Familien wichtig, ihre Kinder in eine katholische Einrichtung zu geben?

Lange: Es ist ihnen schon klar, und es bedeutet ihnen auch etwas. Sie nehmen auch die Angebote der Begleitung gerne wahr. Wenn wir zum Beispiel den Abschlussgottesdienst am Ende des Kita-Jahres feiern, sind sie dann wirklich dabei, halten Fürbitte. Meine Arbeit ist christlich geprägt und wir kommen oft in tolle Gespräche über den Glauben. Klar, auch im Glauben gibt es Regeln, aber ich bin ja ein mündiger Christ!

Red.: Christin bleiben Sie, Kita-Leiterin sind Sie bald nicht mehr.

Lange: Ich bin jeden Morgen gerne hier, und sobald die Tür aufgeht, bin ich gut drauf. Ich vergesse alles um mich herum, wenn ich hier hereinkomme. In meiner Arbeit gehe ich wirklich auf, das war genau das Richtige für mich, auch das richtige Umfeld. Wenn ich hier bin, bin ich hier. Und so wird es auch sein, wenn ich aufhöre: Wenn ich weg bin, dann bin ich auch weg.

Anna Gerding - Die neue Leiterin

Anna Gerding

Ich bin seit dem 1.8.2020 die neue Leitung der katholischen Kindertagesstätte St. Karl Borromäus. Vor sieben Jahren bin ich nach Köln gezogen. Meinem Mann und mir ist es wichtig, dass unsere Kinder in einer Großstadt das Erlebnis einer Gemeinschaft spüren und sich dort gut aufgehoben fühlen. Unsere Söhne besuchen die Kita St. Karl Borromäus. Dadurch war ich vor Beginn meiner Tätigkeit als Leitung schon vertraut mit den Strukturen, den Mitarbeitern und den Familien, die in der Einrichtung sind.
Die Arbeit meiner Vorgängerin Frau Gabi Lange und ihrem Team schätze ich sehr. Vor allem die Willkommenskultur gegenüber den Kindern und den Eltern ist mir sehr positiv aufgefallen. Ich lege großen Wert darauf, dass sich die Familien in eine vertrauensvolle und kompetente Zusammenarbeit begeben können, die geprägt ist von Wertschätzung, Achtung und Toleranz. Die religionspädagogische Werte- und Normvermittlung empfinde ich dabei als besonders wichtig. Ich freue mich auf die Kinder!