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Warum bin ich … katholisch?:Lucia von Kwiatkowski konvertierte vom Bahaitum

"Ich habe mich im Juni 2017 als frühere Bahai katholisch taufen lassen.
Lucia von Kwiatkowski
Datum:
12. März 2021
Von:
Julia Greipl

Über die Jahre hinweg beschäftigte ich mich intensiv mit Religionen und Spiritualität. Schon in dieser Zeit fühlten sich christliche Kirchen für mich vertraut an. Da ich mich zunehmend zum Katholizismus hingezogen fühlte, traf ich mich eine Zeitlang regelmäßig mit einer Mitarbeiterin des Domforums. Mich faszinierte, wie gefestigt sie selbst in ihrem Glauben war und daher kritische Fragen zuließ. Als ich vor zwei Jahren nach Sülz zog, war die Religion erneut sehr präsent, ohne dass ich es genau erklären kann. Erst etwas unsicher, aber durchaus bewusst, erkundigte ich mich in St. Nikolaus nach der Taufe. Herr Pfarrer Schurf übernahm in den folgenden neun Monaten die Tauf- und Kommunionsvorbereitung für meine Tochter und mich. Ohne überkritische Fragen und Zweifel nahm er uns mit offenen Armen auf.
Für das Christentum habe ich mich entschieden, weil für mich Jesus und die Auferstehung das Maßgebliche sind. Innerhalb des Christentums sehe ich den Katholizismus als den Ursprung an. Nach meinem Verständnis kommt die Religion von Gott. Damit gab es einen Tag Null und einen Tag Eins, verbunden mit Geburt und Auferstehung Jesu. Alles danach ist aus meiner Sicht menschengemacht.

Viele meiner guten Bekannten sind bis heute verwundert, da sie mich in der katholischen Kirche nicht sehen. Ich begegne weiterhin kritischen Fragen und einer gewissen Skepsis. Ich glaube zu wissen, was die Menschen hierzu bewegt. Es gibt tatsächlich viele Punkte, an denen man die katholische Kirche kritisieren kann. Das hat für mich allerdings mit dem Glauben und Gott nichts zu tun. Auch diese Organisation besteht aus Menschen, die Fehler machen. Die Fehler kommen jedoch nicht von Gott, weswegen ich die Kritik an der Religion als ziemlich ungerecht ansehe. Ich bin auch ein großer Fan von Papst Franziskus, für mich ist er ein Mann des Wortes. Mir gefällt seine Wut und seine Energie. Er hat vieles in der Kirche aufgeklärt und sich dadurch Feinde gemacht. Ich hoffe sehr, dass die Organisation davon profitieren wird.
Inzwischen erkläre ich meinen Sinneswandel nicht mehr genauer. Wenn ich gefragt werde, „warum ausgerechnet katholisch“, antworte ich nur noch, ich sei Gottes Ruf gefolgt. Darauf kommt meist keine Kritik mehr, und ich habe nicht mal die Unwahrheit gesagt.
Es ist nicht vollkommen, aber es fühlt sich weiterhin richtig an, ein Gefühl von „nach Hause kommen“. Ich bin dankbar, es erfahren zu dürfen.“

Bahaitum:

Das monotheistische Bahaitum wurde durch den Religionsstifter Baha`Ullah (1817 bis 1892) im Iran begründet und ist weltweit verbreitet. Bahais sind Pazifisten und sehen alle Menschen ebenso wie alle Religionen als gleichwertig an.

Das Jahr der Bahai ist in 19 Monate zu je 19 Tagen aufgeteilt. Jeweils nach Ablauf von 19 Tagen trifft sich die Gemeinde und feiert Gottesdienst. Es gibt keine Priester, keine Heiligen, keine festgelegten Rituale und keine Beichte. Jeder Bahai hat eine direkte Beziehung zu Gott und ist niemandem Rechenschaft schuldig.

Ein wichtiger Teil der Bahai-Erziehung besteht darin, den Kindern alle anderen Religionen nahe zu bringen. Auch in den Gottesdiensten wird nicht nur aus den heiligen Schriften des Baha`Ullah, sondern gleichermaßen aus der Thora, der Bibel oder dem Koran vorgelesen.