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Unauffällig in der Gemeinde:Rechenkönige unserer Gemeinden

Die Kollektenzähler in St. Bruno
Rita Kemmerling, Renate Calmes und Heribert Weihermann
Datum:
10. Okt. 2017
Von:
Victoria Sonntag

Heribert Weihermann kommt mir mit zwei Körben in der Hand entgegen. Mit einem Schlüssel schließt er den Opferstock am Marienaltar auf, nimmt eine Schatulle heraus und schüttet den Inhalt – alles Münzen – in einen der Körbe. Zwei Münzen haben sich oben in dem Schlitz verkantet. Nachdem er sie befreit hat, geht es weiter zum gegenüberliegenden Antoniusaltar. Zehn Minuten später fällt das Geld des eben geleerten Antonius-Opferstocks auf den Tisch, an dem die drei Kollektenzähler von St. Bruno sitzen. „Da hat wohl wieder jemand etwas verloren“, schmunzelt Renate Calmes mit Blick auf die Scheine. Der Heilige Antonius wird unter anderem für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen. Da werfen die Leute auch schon mal einen Schein hinein.

Seit Jahren schon treffen sich Rita Kemmerling, Renate Calmes und Heribert Weihermann jede Woche, um die Kollekten zu zählen, die in der jeweils vorangegangenen Woche in den Gottesdiensten und den fünf Opferstöcken in der Brunokirche gesammelt wurden. Alles streng getrennt pro Opferstock und nach Wochen- und Sonntagskollekten. Und immer zu dritt. „Das erhöht die Transparenz, und ein Verzählen ist so gut wie ausgeschlossen.“ „Das Kupfergeld wöchentlich zu zählen, wäre sehr zeitaufwändig. Das wird später gemacht, wenn einiges zusammengekommen ist. Das bekommt dann der Förderverein“, erklärt Rita Kemmerling. Gerade nach der Urlaubszeit finden sich immer wieder ausländische Münzen im Klingelbeutel. Auch der eine oder andere 20 DM-Schein liegt ausgesondert in einer kleinen Box. Die restlichen Münzen werden zu Häufchen aufgetürmt und gemeinsam gezählt. Jeder der drei Senioren notiert sich die Zwischensummen und vergleicht das mit dem Taschenrechner errechnete Endergebnis. Anschließend werden alle Münzen in einem Plastikbeutel der Bank verwahrt. Das Ergebnis – nach Kollektenart getrennt - wird in eine Liste eingetragen, das Bargeld zur Bank gebracht; den Einzahlungsbeleg und die Liste erhält das Pfarrbüro.

Wie wird man Kollektenzähler? Muss man sich bewerben, seit Jahrzehnten Gemeindemitglied sein, ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen? „Nein, all das sind keine Voraussetzungen, auch wenn zumindest die langen Jahre der Gemeindezugehörigkeit bei uns dreien gegeben ist“, weiß Reante Calmes. In ihrem Fall wurden sie vom Pfarrer oder ihren „Vorgängern“ angesprochen. Für dieses verantwortungsvolle Ehrenamt ist also Vertrauenswürdigkeit mindestens genauso wichtig wie das Potenzial zum Rechenkönig.