Stellungnahme des „Arbeitskreis Kirche und Gesellschaft“ zum Kommentar von Kurt Gerhardt
Im letzten Pfarrbrief (S. 17) beklagt sich Kurt Gerhardt über die Nicht-Einladung der AfD zur Podiumsdiskussion vor der Kölner Kommunalwahl im September 2020. Diese Diskussionen führt der „Arbeitskreis Kirche und Gesellschaft“ im Seelsorgebereich seit über 20 Jahren vor jeder Wahl durch - mit dem Ziel, die Kandidat*innen im Stadtbezirk und ihre Positionen kennen zu lernen. Bei den Einladungen haben wir uns in der Vergangenheit, da so eine Runde sonst ausufert, pragmatisch an den Fraktionsgrößen orientiert.
Die Präsenz der AfD stellt uns jedoch vor eine neue Herausforderung. Unsere Veranstaltung findet nicht auf einem gesellschaftlich „neutralen“ Terrain statt, sondern ist ein kirchliches Angebot. Unser Arbeitskreis versteht sich als aktiven Teil der Kirche, der Gemeinde am Ort. Deshalb tragen wir eine inhaltliche Verantwortung für unsere Veranstaltungen. Wir haben in Sachen AfD die Diskussion um deren Beteiligung an Kirchentagen aufmerksam verfolgt und uns der Stellungnahme des „Oekumenischen. Kirchentages 2021“ (in Frankfurt) angeschlossen. Wir stehen dazu, Vertreter*innen der AfD aufgrund des Menschenbildes, das in ihrem Programm und im Handeln führender Parteiverantwortlicher zum Ausdruck kommt, nicht einzuladen. Das Neutralitätsverständnis des Staates oder öffentlicher Medien ist nicht Maßstab für kirchliches Handeln. Die christliche Botschaft ist nicht parteipolitisch zu verzwecken, aber sie ist keineswegs politisch einfach neutral. Die kirchlichen Stellungnahmen gerade zum Thema des Umgangs mit Geflüchteten, zu Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit haben dies in den letzten Jahren erfreulich deutlich gemacht.
Natürlich kann man unter Christen über den Umgang mit der AfD unterschiedlicher Meinung sein. Deshalb freuen wir uns über die von Kurt Gerhardt angestoßene Diskussion. Mit ihm sind wir (z.B. als Interviewer der Sülz-Klettenberger Köpfe) eng verbunden. Das wird auch so bleiben.
Für den AK: Dr. Karl Heinz Paulus
Für die Diskussionsleitung: Dr. Gregor Taxacher