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UmweltBEWUSST leben: Vieles im Veedel in Bewegung

Viele Menschen achten heute mehr darauf, was und wie sie einkaufen – oder ob sie etwas leihen oder weiterverwerten können. Dazu gehört zunehmend der Verzicht auf Einwegprodukte. Hier stellen wir die Vorhaben der noch jungen „Nachhaltigkeitsgruppe“ unserer Gemeinde und weitere Initiativen aus dem Veedel vor.
Sophia Georg nutzt den „Fair-Teiler“ im CampusGarten.
Datum:
12. März 2020
Von:
Katja Fischborn

Für viele ist es momentan DAS Wort: Nachhaltigkeit. Nachhaltig essen, reisen, arbeiten – kurz: nachhaltig leben und handeln. Das Leitprinzip ist, dass man nicht mehr verbraucht, als nachwachsen bzw. sich wieder regenerieren kann. Ein hehres Ziel und nicht einfach umgesetzt, sondern verbunden mit vielen kleinen bewussten Entscheidungen und kritischem Nachfragen. 

Auch die Kirchengemeinde ist zum Entscheiden und Handeln aufgefordert. Seit unserem ersten Artikel zum Thema im vergangenen Jahr hat sich hier bereits einiges entwickelt. Nicht nur erscheint der Pfarrbrief jetzt auf recyceltem Papier, obwohl das teurer ist. Es hat sich vor allem eine wachsende Nachhaltigkeitsgruppe gefunden, die bereits dreimal getagt hat. Dabei agiert sie unabhängig vom Pfarrgemeinderat und Seelsorgeteam, hat sich dort aber mit positiver Resonanz vorgestellt. 

„Es ist egal, wo man anfängt“

Vernetzung ist wichtig, um zu wissen, was woanders bereits funktioniert, wer eventuell Material hat, wen man ansprechen kann. „Eigentlich ist es egal, wo man anfängt – es bringt etwas und hat Vorbildcharakter“, sagt Victoria Sonntag, die in der Nachhaltigkeitsgruppe engagiert ist. „Das ist ein Schneeballeffekt“. Eine so große Gemeinde habe viele Veranstaltungen zum Austesten neuer Lösungen. Und natürlich dürfen auch vorhandene Vorräte wie Einweggeschirr zuerst aufgebraucht werden. „Das kann man dann ja nett kommunizieren“, findet Victoria Sonntag. 

Porzellan spülen statt Plastikteller wegwerfen

Als gutes Beispiel dient die evangelische Kirchengemeinde in Klettenberg, deren Vertreterin Gabi Rieger-Wettengl der Gruppe Impulse gab, die bald auch in unserer Gemeinde in konkreten Projekten umgesetzt werden sollen: etwa nach dem Gottesdienst Fair Trade-Produkte zu verkaufen. Oder für die Organisation bei Veranstaltungen eine Flipchart-Tafel im Vorraum der Kirche aufzustellen, auf der sich Freiwillige eintragen können. Denn für einige Umstellungen werden mehr helfende Hände gebraucht. So soll beim Familiensonntag im Brunosaal in Absprache mit dem Organisator Porzellan statt Einweggeschirr genutzt werden. Das ist ausreichend vorhanden, eine Industriespülmaschine steht nicht weit entfernt in der Begegnungsstätte – doch für den Transport und das Spülen werden mehr Leute gebraucht. Da ohnehin ein Wechsel des Essenslieferanten ansteht, bietet sich zudem an, neu zu überlegen, wen man auswählt – und warum. Aber ohne erhobenen Zeigefinger und einen verpflichtenden Kriterienkatalog.  „Wir wollen mit Rat zur Seite stehen, wenn das gewünscht ist“, erklärt Victoria Sonntag. „Wir wollen dazu anregen, anders einzukaufen und nicht nur auf den Preis zu achten.“ Das gelte natürlich für alle geplanten Veranstaltungen wie die PfarrGemeindeKirmes oder Pfarrfeste.

Andere machen auch was!

Die 'Grünen Rheinfunken' beim Sülzer Zoch

Doch das Leben endet ja bekanntlich nicht an der Kirchentür. Unser Veedel scheint vor Ideen und Initiativen zu nachhaltigem Handeln fast überzuquellen. Einige davon haben wir im Laufe der Recherche gesammelt und wollen sie Ihnen vorstellen. 

Kamelle-Upcycling

Eine noch junge Erscheinung ist der ökologisch-soziale Karnevalsverein „Grüne Rheinfunken“, den der Klettenberger Olivér Szabó zusammen mit Freunden und Nach-barn gegründet hat. Szabó war die Maßlosigkeit des Kamellewerfens im Karneval leid und beschloss, etwas gegen den vielen Süßkram zu tun, der nach dem Sammeln erst aussortiert wird, dann noch Monate danach erst die Kinderbäuche füllt und schließlich doch größtenteils im Müll landet. Nicht nur die schiere Menge, auch was und vor allem wie verteilt wird, brachte den dreifachen Familienvater und Inhaber einer Agentur für ökologische und nachhaltige Events zum Nachdenken. Dabei will die Gruppe nicht dogmatisch rüberkommen, doch Nachhaltigkeit steht im Zentrum der Karnevalsge-sellschaft. In diesem Jahr lief die Gruppe verkleidet als Omas samt kleinen Hühnern und einem Fuchs (angelehnt an den Aufreger um den Song „Unsere Oma ist ‘ne alte Umweltsau“ des WDR-Kinderchores) im Sülzer Zug am Karnevalsdienstag mit. „Wir zeigen, dass die Oma umgedacht hat“, beschreibt es Szabó. Überreicht (nicht geworfen!) wurden deshalb etwa Äpfel und Möhren in Gemüsebeuteln, Popcornmais und gebrannte Mandeln.

Lebensmittel teilen statt verschwenden

Der Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung ist ein wichtiger Aspekt bei vielen nachhaltigen Projekten. Food-Sharing passiert derweil auch bereits hier im Veedel über den gleichnamigen Verein. Ziel ist es, ungewollte und überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten sowie von kleinen und großen Betrieben zu „retten“ und über feste Verteilstationen an andere weiterzugeben. Ein solcher „Fair-Teiler“ befindet sich in der Katholischen Hochschulgemeinde KHG an der Berrenrather Straße, ein weiterer im Campus-Garten an der Gyrhofstraße. Hier gibt es Schränke, die dank vieler Food-Saver mit Gratis-Lebensmitteln zum Mitnehmen gefüllt sind. Es gibt einige Regeln, einen Hygieneplan und vom Teilen ausgeschlossene Lebens-mittel wie rohes Fleisch oder Fisch. Außerdem besteht die Möglichkeit, über die Online-Community selbst Lebensmittel quasi von zu Hause anzubieten, die dann von jemand anderem abgeholt werden können.

Bei Interesse an den Terminen und Informationen wenden Sie sich an Victoria Sonntag: