alles neu: was ist - was wird
Was wir an Neuem erhalten, ist schon kurze Zeit später alt. Etwas neu Gekauftes verliert bereits an Wert, wenn ich es aus dem Geschäft trage oder auspacke. Außerdem: Ob etwas alt ist, beurteilen wir relativ, so wie der Zehnjährige für das Kleinkind alt ist, ist es die 40-Jährige für eine gerade erwachsen gewordene Frau, der neunzigjährige Greis für einen aktiven und mobilen Menschen in den „besten Jahren“. Und wenn ich irgendwann einmal „alt aussehe“ heißt das für mich, dass ich einen Nachteil akzeptieren muss.
Alte Menschen sind aber auch lebenserfahren, bisweilen weise. Altes ist bekannt und schenkt Routine, so muss ich nicht ständig überlegen, was ich als nächstes zu tun habe. Alte Freunde sind verlässlich und geben Sicherheit. Antikes ist oft sehr kostbar, selten und begehrt.
alles neu – was ist!
neue Dinge bezahlen wir gerne mehr, sie erscheinen höherwertiger. Neu Entstandenes zum Beispiel in der Natur ist kraftvoll, unverbraucht, frisch. Jugend und das junge, neue Leben werden als überaus erstrebenswert dargestellt. Wenn in Gesellschaft, Institutionen und Unternehmen neue Strukturen geschaffen werden, werden sich wandelnde und veränderte Möglichkeiten, Erfordernisse, Bedürfnisse und Gewohnheiten berücksichtigt.
Aber Neues zwingt auch zum Umdenken, sich neu einstellen, Routinen und Gewohnheiten verlassen. Neue Kleidung zwickt hier und da und muss erst eingetragen werden. Neue Gebäude müssen eingerichtet werden. Neue Menschen agieren fremd, ungewohnt und anders.
Neues macht neugierig, verunsichert aber auch durch unklare Gegebenheiten und Perspektiven:
alles neu – was wird!
Leben ist Veränderung, Stillstand ist Tod! Neues entsteht, wächst, wird geschaffen, entwickelt sich, jeden Tag, immer wieder und an allen Ecken und Enden. Neues schafft immer weiter Neues, durch mitreißende Bewegung, durch neue Anreize, neue Bedürfnisse, neue Gedanken, neue Hoffnung oder sogar neues Leben: Schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr neuer Teig seid! (1Kor 5,7a)
Doch nur ganz selten wird im Leben wirklich alles neu. Die Substanz bleibt bestehen, neu werden Regeln, Bedingungen, Ergebnisse. Der Baum wächst im Frühjahr nicht gänzlich neu, sondern er bekommt nur neue Triebe und Blätter. Wenn ein versteinertes Herz zu einem lebendigen Herzen wird, entsteht neuer Geist (Ez 11,19): Das Herz bleibt, aber seine Fähigkeiten ändern sich.
alles neu – was ist?
Ich kann mich gegen Neues sperren, aber ich kann es nicht aufhalten. Ob ich mich Neuem öffne oder verschließe ist – wie fast alles im Leben – eine Frage meiner Haltung: Nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht? (Jes 43,19a) Ich muss Neues annehmen, aber ich muss mich nicht davon abhängig machen. Doch woran hänge ich? Was gibt mir Sicherheit?
Veränderliches oder Beständiges? Was ist überhaupt für mich veränderlich oder beständig? Menschen sind veränderlich, die göttliche Liebe ist beständig. Die Kirche ist veränderlich, der Glaube hingegen beständig. Gott verändert, der Mensch wird verändert.
alles neu – was wird?
Neues macht vielen Menschen Angst, aber nicht, weil Neues schlecht ist, sondern weil Menschen Angst vor negativen Veränderungen haben. Wie wird es weitergehen? Was wird morgen oder übermorgen sein? Wird es mir, meinen Anvertrauten, meinen Lieben gut gehen? Ich mache mir Sorgen, habe Angst!