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Ausgabe 36:... Kurz nachgedacht

Kurt Gerhardt
Datum:
6. März 2021
Von:
Kurt Gerhardt

Als neulich aus dem Vatikan gemeldet wurde, dass Frauen nun auch offiziell Lektorinnen und Kommunionhelferinnen sein könnten, dachte ich: Mein Gott, wie weit ist die Leitung der Kirche von der Basis entfernt! Was in Rom beschlossen wurde, ist doch schon lange Usus. Das Auseinanderklaffen der beiden Ebenen gibt es zu oft. Beispiel: Wiederverheiratete Geschiedene dürfen offiziell die Kommunion nicht empfangen. Aber welcher Priester würde einem solchen Paar, das es ehrlich meint, die Kommunion verweigern! Diese Doppelbödigkeit, die man auch beim Zölibat findet, hat etwas Unwahrhaftiges.

Dass Dinge stillschweigend nebeneinanderher laufen, ist das eine. Schlimmer ist es, wenn Gläubige und Leitung nicht nur gegeneinander stehen, sondern das in Feindseligkeit tun. Und das ist leider nicht selten so.

In der Kölner Kirche gibt es mehr als genug solcher Spannungen. Sie haben sich durch die Missbrauchsaffäre verstärkt. Auch die Kölner Erzdiözese hat dazu beigetragen, vielleicht durch unrechtes, jedenfalls durch unkluges Verhalten. Diese Spannungen sind im Übrigen heftig verstärkt worden durch in Stil und Maß überzogene mediale Berichterstattung. Auf der anderen Seite gehört dazu aber auch die weit verbreitete Bereitschaft von Gläubigen, sich von Negativ-Nachrichten mitreißen zu lassen.

Ein anderes Beispiel  ist die Neuordnung der Seelsorgebereiche im Rahmen des Pastoralen Zukunftswegs. Die Kirchenleitung für ihre Pläne und ihre Vorgehensweise zu kritisieren ist eine Sache. Aber was von der Ebene der Gläubigen, auch in Gremien, gegen „die da oben“ an Gift verspritzt worden ist, was es an Unterstellungen gibt, von Vorwürfen der Täuschung bis zur Lüge, das sprengt den Rahmen, das ist jedenfalls unter dem Dach einer gemeinsamen Kirche schwer zu ertragen. Dass es mal kracht in den Beziehungen, ist normal.

Aber eine lange andauernde und scharfe Spannung ist zerstörerisch. Damit lässt sich auch als Kirche nicht leben. Befriedung ist dringend nötig. Wer sich ihr verweigert, exkommuniziert sich selbst.

Kurt Gerhardt

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