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Für das Menschenrecht auf Nahrung

Geschäftsführer Philipp Mimkes vor dem Büro von FIAN am Gottesweg
Datum:
24. Okt. 2021
Von:
Charlotte Trepel
Der Schaukasten informiert über aktuelle Projekte der Menschenrechtsorganisation

Kennen Sie das? Man spaziert durchs Viertel und achtet gar nicht darauf, was sich hinter den Türen verbirgt. Der Gottesweg 104 ist so eine Adresse. Es gibt nichts zu kaufen, es locken keine Angebote. Der Körper ist schon aufs Vorbeigehen programmiert. Und dann bleibt doch das Auge hängen. In diesem Fall an den großen Plakaten und zwei Wörtern, die uns alle betreffen: Nahrung und Menschenrechte.
 
Gertrud Falk freut sich über das Interesse, als ich durch die Glastür eintrete. „Wir sind eine internationale Menschenrechtsorganisation, die sich für das Recht der Menschen auf Nahrung und auf Wasser einsetzt“, erklärt die Referentin. Die Organisation wurde 1986 in Deutschland gegründet und trägt den etwas sperrigen Namen “FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk" oder kurz FIAN.
Tatsächlich ist das Menschrecht auf Nahrung schon seit 1948 im Artikel 25 der Charta der Menschenrechte festgeschrieben. Dennoch leidet rund eine Milliarde Menschen weltweit Hunger. „Das sind Missstände, die vermeidbar sind und mir keine Ruhe lassen“, sagt Philipp Mimkes, FIAN Deutschland Geschäftsführer. Die deutsche Vertretung setzt sich vor allem da ein, wo deutsche Akteure mit im Spiel sind. Beispielsweise in Uganda. Dort unterstützt FIAN die Entschädigungsklage von Familien, die einer Kaffeeplantage weichen mussten. Die Klage richtet sich auch gegen eine deutsche Kaffee-Gruppe. Viele der Gründe, aus denen Menschen hungern, erklärt Mimkes, seien menschengemacht. Wirtschaftliche Interessen großer Konzerne und der Regierungen entzögen an vielen Orten den Einheimischen die Lebensgrundlage. Die Betroffenen haben selten die Möglichkeiten, selbst für ihr Recht zu sorgen. FIAN fördert dabei bewusst keine Ernährungsprojekte, sondern unterstützt den Widerstand der Menschen vor Ort und baut bei den Verantwortlichen einen Druck zur Veränderung auf. Dafür tritt die Organisation an Regierungen und Konzerne heran, macht Missstände mit Vorträgen, Brief- und Onlineaktionen öffentlich und fordert Lösungen ein. Wichtigste Projektpartner sind ‚Miserior‘ und ‚Brot für die Welt‘. Als “Sprachrohr der Entrechteten” hat die Organisation zudem Beraterstatus bei den Vereinten Nationen. 
Dass FIAN Deutschland vor vier Jahren bei uns im Veedel gelandet ist, war übrigens eher ein Zufall. Man suchte bezahlbare Räumlichkeiten und fand sie nach mehreren Umzügen hier. Für alle, die Interesse haben, sich für das Menschrecht auf Nahrung mit einzusetzen: einmal monatlich tagt am Gottesweg auch die ehrenamtliche Lokalgruppe Köln. Sie wird von Susanne Schmitz geleitet. (Kontakt: Sus_Schmitz@web.de). Konstant sind fünf bis sechs Engagierte dabei. Derzeit bereitet die Gruppe einen Radiobeitrag für „Alle Welt on Air“ für Radio Köln vor. Es geht um den Kaffee-Fall in Uganda. „Zudem organisieren wir gelegentlich Veranstaltungen und wir nehmen jedes Jahr am Menschenrechtsfestival im Grüngürtel teil“, erklärt Susanne Schmitz. Es gehe vor allem darum, die Themen öffentlich zu machen und die Menschen für die Probleme zu sensibilisieren.