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Mit der Ausbildung kamen die Sorgen:Hilfe für Mayzar Jaber aus Syrien

Mayzar Jaber
Datum:
1. Okt. 2018
Von:
Katja Fischborn

Einen Bescheid der Stadt Köln nach dem anderen holt Mayzar Jaber aus seiner Mappe. Vom Amt für Wohnungswesen, vom Jobcenter, vom Amt für Ausbildungsförderung. Alles Absagen oder Benachrichtigungen, dass keine Beihilfe oder Förderung (mehr) möglich ist. Das ist für den 30-jährigen Syrer ein echtes Problem. Denn er hat zwar zum 1. August eine Ausbildung als Erzieher angefangen ­- muss aber nun mit weitaus weniger Geld zurechtkommen als zuvor.
 
Seit drei Jahren lebt Mayzar Jaber in Deutschland. Er floh vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat Syrien und der drohenden Einberufung zum Militärdienst nach Europa. „Auf meinem Abiturzeugnis steht zwar Deutsch als Fach, aber eigentlich konnte ich die Sprache nicht“ , erklärt der junge Mann beim Treffen in einem Café in Klettenberg – wohlgemerkt in einem sehr guten Deutsch. Denn kaum hier angekommen begann er, sich ein neues Leben aufzubauen. Im Libanon studierte Mayzar Jaber vor seiner Flucht fünf Semester Soziologie und arbeitete ehrenamtlich in einem Jugendhaus. Diese Kenntnisse wollte er auch in der neuen Heimat nutzen. Durch etwas Glück und einen hilfsbereiten Kölner, den er über ein soziales Netzwerk kennenlernte, bekam er einen Praktikumsplatz in der Kita St. Bruno am Beethovenpark. Er zog aus dem Kreis Heinsberg, wo er damals lebte, nach Köln, bekam über die Vermittlung des Helfers sogar eine kleine Einzimmerwohnung in der Siebengebirgsallee und richtete sich in Klettenberg ein. Nach einem Jahr im Kindergarten war für ihn klar: Ich mache eine Ausbildung zum Erzieher. Er bewarb sich, wurde sogar an drei Schulen in Köln angenommen, berichtet Mayzar Jaber. Seit dem 1. August besucht er nun mehrmals die Woche den Unterricht am IWK Köln in Deutz, die anderen Tage ist er in der Kita St. Heribert in Deutz im Einsatz.

Mit dem Ausbildungsstart verdient er nun erstmals eigenes Geld

Mayzar

Doch das reicht hinten und vorne nicht. Allein die Miete „frisst“ die überschaubare Ausbildungsvergütung von netto etwas über 600 Euro. Dazu braucht er Geld für Essen, Fahrkarten, Unterlagen – eben zum Leben. Vorher zahlte die Stadt seine Miete und den notwendigsten Lebensunterhalt. Doch das ist mit der Ausbildung plötzlich vorbei. Aber ein Anrecht etwa auf Schüler-Bafög oder ähnliche Unterstützung hat er anscheinend nicht. Mayzar Jaber hat mit Hilfe einige Anträge gestellt. Nun jobbt er am Wochenende als Aushilfe in einem Brauhaus in Köln, um wenigstens etwas Geld zur Verfügung zu haben. „Meine Vermieterin ist zum Glück sehr nett, hat erstmal angeboten, dass ich in Raten bezahlen kann“, erzählt Jaber. Doch eine Dauerlösung sei das nicht. Die Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre. Von Jahr zu Jahr gebe es nur geringfügig mehr Vergütung von der Schule. Das Arbeiten bis in den Abend im Brauhaus sei neben der Ausbildung sehr anstrengend, er müsse viel lernen und wolle eigentlich lieber noch Deutschunterricht nehmen, damit er nicht nur mit Kindern, sondern auch mit Jugendlichen auf einer Ebene kommunizieren könne.
 
Sich Geld zu leihen komme für ihn nur in äußerster Not in Frage. „Das muss ich ja später alles wieder zurückzahlen“, sorgt er sich. Zwar hat er derzeit in seinem Schutzstatus ein befristetes Aufenthaltsrecht, das verlängert wird, wenn er nachweist, dass er auch über einige Jahre finanziell selbst für sich sorgen kann. Viel Geld ist aber im Job des Erziehers nicht zu erwarten, auch wenn hier dringend Bewerber gesucht werden. Doch momentan muss er schauen, wie es Tag für Tag weitergeht. „Ich suche schon nach einer günstigeren Wohnung, aber bislang ohne Erfolg“, erklärt er.
 
Wer eine günstige, kleine Wohnung zur Verfügung hat oder vermitteln kann, sich mit den Kölner Amtswegen auskennt und dazu beraten kann oder bereit ist, sich regelmäßig zum Deutschunterricht mit Mayzar Jaber zu treffen, kann sich gerne an Diakon Hanno Sprissler wenden: hanno.sprissler@kirche-sk.de, Tel.: 45 08 95 10